„Die Zauberflöte“
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart
Text: Emanuel Schikaneder
Spielort: Theater am Goetheplatz Bremen
Premiere der Inszenierung am: 30.11.2008
gesehen am: 18.01.2020
Spielzeit: ca. 190 Minuten inkl. Pause
Regie: Chris Alexander
Abendbesetzung:
Musikalische Leitung: Hartmut Keil
Sarastro: Stephen Clark
Tamino: Hyojong Kim
Sprecher: Kammersänger Loren Lang
Königin der Nacht: Galina Benevich
Pamina: Mima Millo
Erste Dame: Patricia Andress
Zweite Dame: Barbara Buffy
Dritte Dame: Nathalie Mittelbach
Papageno: Birger Radde
Papagena: KaEun Kim
Monostatos/1. Geharnischter: Christian-Andreas Engelhardt
Knaben: Sebastian Scherer, Benjamin Overbeck, Hendrik Grau
In weiteren Rollen: Julius Jonzon, Yosuke Kodama, Allan Parkes
Darum geht‘s
Wer die Handlung der Märchenoper nachvollziehen möchte, dem sei das folgende Video ans Herz gelegt:
So ist’s gemacht
Regisseur Chris Alexander scheint ein Händchen für Publikumsmagneten zu haben: Seine „La Boheme“ läuft an der Staatsoper in Hannover schon seit 1999, diese „Zauberflöte“ in Bremen seit 2008. Verdient: Alexander erzählt die Oper leichtfüßig und kindgerecht (aber auch mit ein paar expliziten Erwachsenenwitzen). Das sehr variable Bühnenbild von Marina Hellmann (in den letzten Jahren unter anderem auch zuständig für die beeindruckende Flughafenhalle bei „Il Viaggio a Reims“ an der Staatsoper Hannover) liefert viel Abwechslung und eine ansprechende Optik. Die sehr ausgefeilten Kostüme sorgen für zusätzliche Highlights. Es wird eine „Zauberflöte“ aufgeführt, die mit viel Liebe zum Detail inszeniert worden ist und genau deswegen beim Publikum hervorragend ankommt. Wenig Überraschungen im Großen und Ganzen, aber eben genau das, was die Menschen bei dieser märchenhaften Oper im Vorfeld freudig erwarten. Kein Wunder also, dass die Inszenierung viele Spielzeiten überdauern konnte. Schön wären Übertitel gewesen, die Pausen- und Nachgespräche im Publikum drehten sich zu einem guten Teil darum, dass man den Text oft kaum oder gar nicht verstanden habe.
So wird gespielt
Die drei Knaben, Solisten des Knabenchors der Chorakademie Dortmund, machen ihre Sache durchweg prima. Christian-Andreas Engelhardt überzeugt als Geharnischter mehr als als Monostatos, dessen Auftritte arg kurzatmig daherkommen. KaEun Kim ist eine spritzige Papagena, Patricia Andress, Barbara Buffy und Nathalie Mittelbach harmonieren als Damen schauspielerisch wie gesanglich. Loren Lang ist ein wenig beeindruckender Sprecher.
Stephen Clark fehlt es als Sarastro etwas an Stimmvolumen, die Töne sitzen aber durchweg und die richtige Haltung verleiht er seiner Figur ebenfalls. Mima Millos Text ist sehr schlecht zu verstehen, ansonsten ist sie eine stimmschöne Pamina.
Hyojong Kims Tamino fehlt es stimmlich an nichts, er ist eine Tenor-Idealbesetzung, die so an Theatern mittlerer Größe selten zu finden ist. Birger Radde hat als Papageno schnell die Sympathien des Publikums auf seiner Seite. Auch wenn er an diesem Abend vereinzelt Stimmprobleme hat, ist seine Schauspiel- und Gesangsleistung insgesamt begeisternd.
Wahrhaft ein Erlebnis ist Galina Benevich als Königin der Nacht. Die hohen Töne sitzen zu 99%, die Koloraturen werden dermaßen herausgefeuert, dass es im Ohr geradezu zu klingeln beginnt. Benevich vermag es, ihre Stimme derart dem Spiel anzupassen, dass ihre Königin der Nacht nicht nur äußerlich wie ein menschlicher Dolch daherkommt, sondern auch im Gesang feurige Eiseskälte zu hören und zu spüren ist. Von dieser jungen Sopranistin wird man sicher noch viel hören.
Trotz einzelner Misstöne in den Blechbläsern: Was Hartmut Keil und die Bremer Philharmoniker aus Mozarts Partitur machen, ist aller Ehren wert. Mit großem Gespür für Differenzierung leitet Keil das Orchester durch den Abend. So fein und zugleich klar hört man die „Zauberflöte“ selten.
Fazit
Von Kleinigkeiten einmal abgesehen ist diese Aufführung in Inszenierung und Besetzung ein Volltreffer. Rasender Applaus mit vielen stehenden Ovationen im voll besetzten Bremer Theater.
Wertung: ✱✱✱✱✱✱✱✱✱
9 von 10 Sternen!
Keine weiteren Vorstellungen geplant.
Herzlichen Dank dem Theater Bremen für die Bereitstellung von Pressefotos.