„Kabale und Liebe“
von Friedrich Schiller
Spielort: Staatstheater Kassel
Premiere der Inszenierung am: 17.10.2015
gesehen am: 28.12.2016
Spielzeit: ca. 120 Minuten
Regie: Markus Dietz
Mitwirkende:
Präsident von Walther: Enrique Keil
Ferdinand von Walther: Hagen Bähr
Hofmarschall von Kalb: Franz Josef Strohmeier
Lady Milford: Alina Rank
Wurm, Haussekretär des Präsidenten: Konstantin Marsch
Miller, Stadtmusikant: Matthias Fuchs
Frau Miller: Eva-Maria Keller
Luise Miller: Michaela Klamminger
Darum geht’s:
Der Film fasst den Inhalt des Stückes in 11 unterhaltsamen Minuten zusammen.
So ist’s gemacht:
Weiß und klein ist die Bühne, die sich dem Publikum zu Beginn bietet, im Laufe des pausenlosen Abends bleibt sie weder das eine noch das andere. Ines Nadler hat ein Bühnenbild entworfen, das variabel eingesetzt werden kann, sich mal in den Bühnenraum öffnen, dann wieder auf die Rampe hin fokussieren lässt, auf- und abgesenkt sowie schräg oder eben gestellt werden kann. Ob es dieses ganze Hin- und Hergefahre tatsächlich braucht, ist die nächste Frage, sorgt die verwandlungsfähige Bühne doch zwar für Dynamik, gleichzeitig aber auch immer wieder für mittelmäßige Akustik und transportiert dabei eher eindimensionale Botschaften. Abhängigkeiten können jedenfalls subtiler transparent gemacht werden als durch einen Abhang auf der Bühne.
Interessanter sind da schon die Handlungen der Figuren auf der Bühne und die Textgestaltung. Die Inszenierung des Staatstheaters lässt der kraftvollen Sprache Schillers ihren nötigen Raum, verunstaltet den Originaltext nie, pointiert in Ausdruck und Spiel manch großartige Textstelle, die sonst im Textfluss untergehen könnte. Dietz verschafft in seiner Inszenierung den Figuren eine detaillierte, überzeugende Charakterzeichnung, ohne dabei unnötig zu verkomplizieren. Die zurückgenommene und doch emotional intensive Musik Ole Schmidts passt dazu ideal.
Äußerlich ist diese „Kabale und Liebe“-Aufführung eine heutige. Der Präsident und sein Sekretär im Anzug, der Hofmarschall ein exaltierter Lebemann (den man aber gerade in Dietz‘ Deutung des Stückes nicht unterschätzen sollte), Herr und Frau Miller in unelegantem Sofadress und das Paar Ferdinand und Luise irgendwo dazwischen. An der Aktualität des Stoffes jedenfalls bleibt an diesem Abend kein Zweifel.
So wird gespielt:
Eva-Maria Keller hat als Frau Miller die undifferenzierteste Rolle und spielt sie auch so. Matthias Fuchs gibt den poltrigen Miller mit großer Routine. Franz Josef Strohmeier erspielt dem Hofmarschall die Pointen, die er verdient. Alina Rank spielt die Milford als sehr selbstbewusste, laute und zur hohlen Übertreibung neigende junge Dame.
Hagen Bähr ist ein Ferdinand, der alles gibt und nimmt und dem man das Verliebtsein in Luise dennoch nicht so recht abnehmen kann, erscheint er doch mehr wie ein (recht unsympathischer) Rebell aus Prinzip. Das führt zu einer gewissen emotionalen Unberührtheit im Publikum, aber auch zu viel Beifall am Ende für die äußerlich und innerlich intensive Darstellung.
Konstantin Marsch kann man getrost als Luxusbesetzung für Sekretär Wurm bezeichnen. Dieser Wurm ist einer, der in Verbindung mit attraktivem Äußerem alle Register seines intriganten Könnens in Perfektion ausspielt. Den größten Nuancenreichtum unter den männlichen Darstellern zeigt an diesem Abend aber Enrique Keil, der den Präsidenten lässig und doch gewaltig, väterlich und doch erbarmungslos auf die Bühne bringt. Ein echter Gewinn ist ebenso Michaela Klamminger, deren Luise auf der Bühne stetig zwischen Mädchen und Frau changiert und mit all ihren Facetten zur einzigen möglichen Identifikationsfigur für das Publikum wird.
Fazit
Das Bühnenkonzept bringt nichts weltbewegendes, tut aber auch niemandem wirklich weh. Dem Stück wird Markus Dietz‘ Inszenierung jedenfalls gerecht, ohne sich allzu sehr an althergebrachtes zu binden. Ein Besuch lohnt sich allein schon für die Bewunderung schauspielerischer Glanzleistungen, die Schillers Text so richtig zum Leuchten bringen und beweisen, dass die herausgehobene Stellung dieses Mannes in der deutschen Literatur nicht von ungefähr kommt.
Wertung: ✱✱✱✱✱✱✱✱
8 von 10 Sternen!
Weitere Aufführungen: 28. Januar, 02. / 11. März 2017
Herzlichen Dank dem Staatstheater Kassel für die Erlaubnis zur Einbettung der Fotos.