„Vögel“
von Wajdi Mouawad
Spielort: Theater am Goetheplatz Bremen
Premiere am: 28.09.2019
gesehen am: 05.01.2020
Spielzeit: ca. 140 Minuten
Regie: Alize Zandwijk
Musik: Maartje Teussink
Mitwirkende:
Wahida: Deniz Orta
Eitan: Emil Borgeest
David, Eitans Vater: Guido Gallmann
Norah, Eitans Mutter: Susanne Schrader
Etgar, Eitans Großvater: Martin Baum
Leah, Eitans Großmutter: Verena Reichhardt
Rabbiner/Hassan al-Wazzan: Yahya Gaier
u.a.
Darum geht’s:
Wahida und Eitan lernen sich in einer Bibliothek kennen und verlieben sich. Sie mit muslimischen Wurzeln, er aufgewachsen bei einer jüdischen Familie. David, Eitans Vater, wirft ihm vor, mit seiner Liebe seine Familie, seine Vorfahren und sein Volk zu verraten. Was David nicht weiß: Ganz so geradlinig, wie er denkt, ist seine Familiengeschichte nicht…
So ist’s gemacht
Eine weiße Bühne, am Rand ein paar Instrumente und die Musikerin Maartje Teussink. Dass die Bühne nicht nur weiß bleiben wird, ahnt der halbwegs geübte Theatergänger bereits. Regisseurin Alize Zandwijk nutzt den Bühnenraum gekonnt als Projektionsfläche für kulturelle Bildwelten. Sie erzählt die Geschichte einerseits nachvollziehbar, entscheidet sich aber dennoch klar gegen eine realistische Wiedergabe, erschafft stattdessen stilisierte, poetische Bilder, mal irritierend, mal beeindruckend emotional. Nicht alle Regiekniffe sind für jede/jeden im Publikum direkt deutbar, dennoch gelingt Zandwijk der schwierige Spagat zwischen spürbarem künstlerischem Anspruch und der Mitnahme der ZuschauerInnen in die erzählte Welt.
Die Musik von Maartje Teussink ist sehr atmosphärisch und begleitet die Bühnenhandlung ideal.
So wird gespielt
Auf der Bühne versammmelt sich ein starkes Ensemble: Yahya Gaier hat am Ende einen besonders eindrucksvollen Auftritt, Verena Reichhardt verkörpert die Großmutter sehr glaubwürdig. Während Susanne Schrader besonders zu Beginn als einzige nicht immer ganz mit ihrer Figur verschmilzt, macht Martin Baum Etgars Emotionen – auch in den leisen Tönen – spürbar. Deniz Orta bringt die innerliche Zerrissenheit ihrer Figur glaubhaft rüber. Emil Borgeest beeindruckt mit seiner hautnahen Darstellung des Eitan. Die beste schauspielerische Leistung des Abends gehört aber Guido Gallmann, der als David in Momenten der Wut, Menschlichkeit und Verzweiflung brilliert.
Fazit
Ein poetisch bebilderter und klangvoller Abend am Puls der Zeit, der das Thema „Interkulturalität“ auf sehr durchdachte und emotionale Weise in den Mittelpunkt stellt.
Wertung: ✱✱✱✱✱✱✱✱✱
9 von 10 Sternen!
Weitere Aufführungen: 16., 24. Januar / 13., 16. Februar / 21., 27. März / 02. April 2020
Herzlichen Dank dem Theater Bremen für die Bereitstellung der Pressebilder.